Kartfeeling für unter €10.000,–

Der Ford Fiesta ST 150 ist ein Paradebeispiel für ein bezahlbares Auto mit Sportwagen-Feeling. Ford brachte den knackigen Kleinwagen Anfang 2005 auf den Markt. Für unter €18.000,– gab es den kleinen Kraftzwerg in Österreich und Deutschland zu kaufen.  Nicht nur der Preis war eine Kampfansage an die Konkurrenz. Mit weit aufgeblasenen Kotflügeln, einem Heckspoiler und formschöne 17 Zoll Vielspeichenräder, signalisiert er schon im Stand große Angriffslust. Unter der Motorhaube sitzt eine fast schon ausgestorbene Spezies von Motor. Befeuert wird der Fiesta nämlich mit einem 2.o Liter Duratec Saugmotor. Kein Kompressor, kein Turbolader und kein unterstützender E-Motor, die Leistung wird noch ausschließlich über die Drehzahl gewonnen. 150 PS Leistung und 190 Nm Drehmoment schafft der Motor am Papier. 

Diese Leistungswerte klingen eher nach einer entspannten Siesta als nach einer aufregenden Fiesta.  Die Realität sieht glücklicherweise anders aus. Der St 150 bringt gerade einmal 1137 kg auf die Waage, hier kann von Übergewicht keine Rede sein. In Kombination mit dem knackig zu schaltendem 5 Gang Getriebe ist in 99% der Fälle genügend Vortrieb vorhanden. Der perfekte Drehzahlbereich des Motors liegt zwischen 4000 und 6000 U/min. Er dreht zwar bis knapp unter 7000 U/min, die letzten 600 Umdrehungen kann man sich jedoch getrost sparen, da wird es etwas zäh. Das Getriebe gehört jedoch zu den Schwachstellen des Fahrzeuges. Aufgrund einer fehlenden Synchronisierung des Rückwärtsganges, kann das Gang einlegen schon mal zur Geduldsprobe werden. Auch ein allzu forscher Gang-wechsel von 1 in 2 führt manchmal ins leere und kann den Kavaliersstart an der Ampel schon mal zum peinlichen Hoppala werden lassen. 

Innenraum

Einmal Platz genommen, in den mit dem ST Logo geprägten, gut konturierten Sitzen, fällt das spartanische gehaltene Cockpit ins Auge. Abgesehen von den Alu Applikationen an den Pedalen, dem Sportlenkrad und den tollen Teilleder-Sportsitzen, herrscht eine gähnende Kunststofflandschaft. Hier wurde bewusst der Sparstift angesetzt, um den günstigen Verkaufspreis von unter €18.000,– realisieren zu können. Die wichtigste Ausstattung ist ohne Aufpreis am Board gewesen. Manuelle Klimaanlage, CD- Radio und Teilleder-Sportsitze waren bereits serienmäßig dabei. Mit dem Facelift  2006 wurde der Innenraum etwas hochwertiger gestaltet.

Fahren

Wer auf ein 5 Sterne Ambiente Wert legt, ist hier definitiv fehl am Platz. All das ist jedoch vergessen, wenn der Kraftzwerg zum Leben erweckt wird und sich in Bewegung setzen darf. Schnell wird klar, welcher Schwerpunkt in der Entwicklung oberste Priorität genossen hat. Der Spaß am puren Autofahren. Die etwas schwergängige Lenkung vermittelt ein tolles Feedback der Straße und erlaubt mit ihrer direkten Auslegung ein sehr zackiges Einlenken. Mit diesem Auto lassen sich Hacken schlagen, welche normalerweise nur von auf der Flucht befindlichen Feldhasen praktiziert werden können. Das liebste Terrain des Fiestas ist die verwinkelte Landstraße und enge Bergstraßen aller Art, diese am liebsten abwärts.  Dank des grandios abgestimmten Fahrwerks, ist es hier problemlos möglich, deutlich teurere und PS stärkere Sportwagen nass zu machen.

Mit Sicherheit war der ST 150 der fahraktivste Kleinwagen seiner Zeit. Dem zackigen Einlenken folgt ein weitgehend neutrales Kurvenverhalten, dieses kann jedoch am Limit auf einer Rennstrecke, dank des mitlenkendem Hecks, noch agiler gestaltet werden. Am letzten Zacken auf die Kurve zu, scharf anbremsen, dann die Bremse lösen und hart einlenken und man wird mit einem stets gut kontrollierbaren Übersteuern belohnt. Untersteueren ? Kennt er nicht. Die Bremse quittiert, dynamische Ausflüge dieser Art, mit einer stoischen Gleichgültigkeit, sofern sie ausreichende Abkühlungsphasen zugesprochen bekommt. Die Leistung der Bremse, ihr Ansprechverhalten und die Dosierbarkeit geben keinen Anlass zur Kritik. Für den Normalverbraucher ist sie völlig ausreichend dimensioniert. Sollte jemand jedoch regelmäßig den Track aufsuchen, ist die Bremse die wahrscheinlich sinnvollste Investition die man tätigen kann.

Technische Schwachstellen

• Getriebe
• defekte Drosselklappeneinheit
• undichte Wasserpumpe
• erhöhter Ölverbrauch
• undichte Servopumpe

Grundsätzlich ist der ST 150 ein zuverlässiges Auto. Bei einem Gebrauchtwagenkauf sollte immer auf eine lückenlose Servicehistorie geachtet werden. Regelmäßige Ölwechsel sind für diesen Motor Pflicht. Wenn kein vollständiges Serviceheft vorhanden ist und auch die „privaten“ Arbeiten nicht per Teilerechnung bestätigt werden können, sollte man sich um ein anderes Fahrzeug bemühen. Bei Privatkauf immer einen unabhängigen Ankaufstest durchführen lassen.

Kosten / Unterhalt

Preise für Kosten und Unterhalt sind stark variierend und von vielen Faktoren abhängig.

Vertragswerkstatt/ Markenwerkstat – Originalteile/ Nachbauteile

Die Preise sind als Richtpreise zu verstehen und sollen zur ungefähren Kostenabschätzung beitragen.

Technische Daten

sportwagen-finden.at Fazit

positiv

• Preis
• sportliche Optik
• Handling
• Zuverlässigkeit
• Gewicht

negativ

• Materialien Innenraum
• obenraus zäher Motor

Wer ein sportliches Auto für wenig Geld sucht, ist mit dem Ford Fiesta ST 150 bestens bedient. Seine Handlingeigenschaften  sind einem Sportwagen würdig. Mit ein paar Modifikationen lässt er sich zum preisgünstigen Tracktool umbauen. Das komfortable Fahren gehört jedoch nicht zu seinen Stärken. Das Fahrwerk ist hart, im Innenraum ist es laut und die Materialen sind sehr schlicht gehalten. Wer jedoch nach dem ganz großen Fahrspaß sucht, der wird mit dem kleinen Fiesta fündig werden.